INKLUSIVES DESIGN
Wie man einen Bias im digitalen Produktdesign vermeidet
Aug 20, 2021
Die großartige Online-Konferenz Product Camp lud kürzlich unseren CEO Guillaume Vaslin ein, um über die Bedeutung von inklusivem Design in der Technologiebranche zu sprechen. Dieser Blogartikel bietet einen Überblick über Guillaumes Präsentation, die uns von der Architektur des 20. Jahrhunderts bis hin zum digitalen Design von heute und der KI der Zukunft führt. Außerdem bieten wir bei ENNOstudio, als führende Design-Studio in Berlin, praktische, umsetzbare Lösungen an, die Unternehmen dabei helfen, ihre digitalen Räume für ein breites und vielfältiges Publikum zu öffnen.
Wir hoffen, dass wir Ihnen mit diesem Blogartikel und der Präsentation von Guillaume zeigen können, dass inklusives Design keine Utopie ist, sondern einfach ein gutes Geschäftskonzept.
Lernen Sie Le Corbusier kennen, einen der bekanntesten und einflussreichsten Architekten aller Zeiten. Im 20. Jahrhundert entwarf der französisch-schweizerische Designer Gebäude mit dem Wunsch, urbane Räume unter Berücksichtigung der Nutzer:innen neu zu gestalten.
Le Corbusiers Vermächtnis lebt durch seine berühmten denkmalgeschützten Gebäude und seine Idee des Modulor weiter – ein Designsystem, das er erfand, um die Architektur universeller und für jede:n nutzbar zu machen. Seine Absicht war es, einen einheitlichen Gestaltungsmaßstab zu schaffen, der den Menschen und seine Interaktion mit dem ihn umgebenden Raum in den Mittelpunkt stellt und die Architektur über das Streben nach dem Praktischen, dem Ästhetischen oder der Demonstration von Macht hinausführt. Klingt gut, nicht wahr?
Nun, für die Auftraggeber von Le Corbusier und die Architekten, die sich von seinen Bauten im 20. Jahrhundert inspirieren ließen, klang es jedenfalls gut. Doch als Le Corbusier seine standardisierten menschlichen Maße festlegte (basierend auf einem 183 cm großen, gesunden britischen Polizisten), schloss er unwissentlich große Teile der Weltbevölkerung von der von ihm gewünschten Interaktion mit seinen architektonischen Räumen aus. Es sei denn, man war 183 cm groß.
Le Corbusier’s Modulor-System war nicht nur in Mode, es wurde auch zum Goldstandard in der Architektur. Doch je mehr Modulor angewandt und kopiert wurde, desto mehr Menschen wurden von den Gebäuden ausgeschlossen. Indem Le Corbusier Elemente wie die Höhe von Türgriffen, Arbeitsplatten und Treppenstufen für einen “idealen” Menschen entwarf, verfestigte er die bestehenden Ungleichheiten in der Gesellschaft, sei es in Bezug auf Geschlecht, Behinderung, Alter oder Gesundheit.
Die Technikwelt sieht sich selbst gerne als fortschrittliche Kraft, die neue und aufregende Wege findet, um das Leben für alle besser und einfacher zu machen. In diesem Video diskutiert Guillaume jedoch drei eindrucksvolle Beispiele für eine Online-Nutzererfahrung, bei der heutzutage Ausgrenzung stattfindet. Anhand einiger weniger Beispiele wird deutlich, dass viele digitale Erlebnisse heute alles andere als inklusiv sind.
Und hier kommt Modulor ins Spiel.
Wenn wir das Beispiel der Vorurteile von Le Corbusier im Modulor-System und in der physischen Welt nehmen, können wir sehen, wie sich die Geschichte in der digitalen Welt von heute wiederholt. Mit einer homogenen Gruppe von Tech-Mogulen, die als Architekt:innen unserer digitalen Zukunft dienen.
Egal wie sehr sie sich bemühen, Unternehmen neigen in der Phase der Produktgestaltung dazu, Produkte für sich selbst zu entwickeln. Und trotz ihrer besten Absichten können sich unbewusste Vorurteile einschleichen. Bei der Entwicklung neuer digitaler Produkte kann man leicht die kleinen Details übersehen, die für jemand anderen den Unterschied ausmachen.
Kombiniert man dies mit den bestehenden Ungleichheiten in der Gesellschaft (zu deren Verstärkung Le Corbusier teilweise beigetragen hat), besteht die Gefahr, dass Designer:innen ihre eigenen Vorurteile durch die von ihnen entworfenen Produkte in die digitale Landschaft einbringen.
Menschen, die nicht mit dem Denken der Unternehmen übereinstimmen, werden manchmal als “Sonderfälle” abgestempelt. Doch wenn wir genau hinsehen, stellen wir fest, dass jeder Mensch ein Sonderfall ist und seine eigenen Bedürfnisse hat. Und als Nutzer:innen und Kund:innen sollten wir zu Recht erwarten, dass diese Bedürfnisse von Marken, die sich um unser Geld bemühen, erfüllt werden.
Es stimmt auch, dass sich unsere Bedürfnisse im Laufe der Zeit ändern. Wenn zum Beispiel die Online-Generationen älter werden, müssen sich auch deren digitale Produkte anpassen. Unternehmen müssen also besser zuhören, um ihre Kund:innen besser bedienen zu können.
Wenn sich ein Unternehmen bemüht, digitale Produkte inklusiver zu gestalten, profitieren davon nicht nur die Nutzer:innen, sondern auch die Unternehmen. Wenn zum Beispiel digitalen Produkte für mehr Nutzer:innen zugänglich sind, werden diese Produkte für einen höheren Prozentsatz des Marktes attraktiv.
Die Erschließung neuer Kundensegmente kann zu Innovationen führen, die dazu beitragen, Ihr Produkt zu verbessern und den Ruf Ihrer Marke als Ganzes zu stärken. Durch die bewusste Berücksichtigung der Bedürfnisse aller Nutzer:innen gewinnen die Designer:innen Erkenntnisse, die sich auf alle Bereiche anwenden lassen und die Benutzerfreundlichkeit und die Freude an der Nutzung erhöhen.
Wenn Sie sich für eine integrative Strategie entscheiden, sollte dies dazu führen, dass mehr Menschen Ihre Dienste jederzeit nutzen können – und zwar ohne Kundenbetreuungsassistent:innen. Dies wiederum verbessert das Benutzererlebnis für alle Nutzer:innen und verringert das Risiko, dass Menschen, die von der Nutzung Ihrer Dienste ausgeschlossen sind, diese schlecht bewerten.
Jede Entscheidung, die Sie beim UX- und UI-Design treffen, hat die Möglichkeit, eine:n potenzielle:n Nutzer:in einzubeziehen oder auszuschließen. Wenn wir hier bei ENNOstudio neue digitale Produkte für unsere Kund:innen entwickeln, folgen wir immer dem Design Thinking Ethos.
1 | Nutzer verstehen
Alle digitalen Produkte beginnen mit echten Menschen. Wenn ENNOstudio Kundenforschung betreibt, wollen wir uns in die Welt der Nutzer:innen hineinversetzen, um ihre Bedürfnisse zu verstehen. Der einzige Weg, dies zu tun, ist, direkt mit ihnen zu sprechen.
2 | Probleme definieren
Sobald Sie Ihre Nutzer:innen kennen, verfügen Sie über einen realitätsnahen Datenpool, der Ihnen dabei helfen kann, spezifische Ziele zu definieren und zu verfolgen.
3 | Ideen finden
Wir bei ENNOstudio lieben Ideen – gute wie schlechte. An diesem Punkt des Produktentwicklungsprozesses ermutigen wir unsere Kund:innen, ihren Ideen freien Lauf zu lassen, denn man weiß nie, welche von ihnen die richtige ist.
4 | Prototyp entwickeln
Sie haben Ihr Konzept ausgewählt, nun ist es an der Zeit, es greifbar zu machen. Es handelt sich dabei um das Grundgerüst Ihres neuen digitalen Produkts, das sich mit den von Ihnen identifizierten Nutzer:innen-Problemen befassen wird.
5 | Testen
Nach der Erstellung des Prototyps wenden Sie sich direkt an die Nutzer:innen, mit denen Sie in der Emphasize-Phase gesprochen haben. Von hier an geht es nur noch darum, zu lernen, zu iterieren und zu verfeinern.
Wir alle sollten diese Hilfsmittel für die Barrierefreiheit besser beherrschen, denn ohne sie können digitale Produkte und Räume nicht vollständig integrativ sein.
Bildschirmlese-Simulator:
Kontrast-Prüfer:
Accessibility-Prüfer:
Die WCAG basieren auf 4 Überlegungen, die dazu beitragen sollen, das Internet zugänglicher zu machen.
Wahrnehmbar – wie die Benutzer:in die angezeigten Informationen aufnimmt
Bedienbar – wie die Benutzer:in auf der Website oder dem Produkt navigiert
Verständlich – die Informationen und die Bedienung machen für die Benutzer:in Sinn
Robust – die Informationen sind so klar, dass sie von jedem verstanden werden und mit Hilfsmitteln kompatibel sind
Im letzten Abschnitt des Videos erläutert Guillaume, warum KI für das Design immer wichtiger wird. Er erklärt aber auch, warum KI wann immer möglich in Frage gestellt und mit Bedacht eingesetzt werden sollte. So wie Le Corbusiers Modulor-Konzept die Architektur im 20. Jahrhundert homogenisierte, hat KI leider das Potenzial, dasselbe mit den digitalen Räumen der Zukunft zu tun. Die Unternehmen müssen also aufpassen, dass sie nicht wieder dieselben Fehler machen.
KI kann den Nutzern helfen, indem sie sich mit der Zeit an ihr Verhalten anpasst. Sie kann auch effizient Daten sammeln und auf Kundenfeedback reagieren, um bei zukünftigen Iterationen zu helfen.
Wenn wir sagen “wir sind, was wir essen”, dann gilt das auch für KI, denn sie ist nur so gut wie die Daten, mit denen sie gefüttert wird. In dem Video betrachtet Guillaume zwei Beispiele für KI, die bei weitem nicht so inklusiv sind.
Dies zeigt, dass KI-Systeme Nutzer:innen nicht berücksichtigen können, wenn diese aus den Datensätzen ausgeschlossen werden. Wie bei der Entwicklung neuer digitaler Produkte durch Unternehmen oder beim Entwurf des Modulor-Systems durch Le Corbusier besteht auch bei der zunehmenden Anwendung von KI in unserem Leben die Gefahr, dass sie bestehende gesellschaftliche Vorurteile widerspiegelt oder sogar noch verstärkt.
Daher müssen wir mehr denn je alle Nutzer:innen bewusst in den Designprozess einbeziehen, um die Algorithmen mit wirklich integrativen Daten zu füttern.
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Mehr InformationenUnser Team aus Produktdesigner:innen und strategischen Berater:innen kann Ihnen helfen, Ihre digitalen Produkte in vollständig zugängliche und ansprechende Tools zu verwandeln, die jeder verwenden kann. Schreiben Sie uns gerne eine E-Mail, rufen Sie uns an oder besuchen Sie uns in unserem Büro in Berlin und lassen Sie uns gemeinsam ihr Produkt erneuern.
Wir sind ein Design- und Innovationsstudio, das ansprechende, zugängliche digitale Erlebnisse für alle schafft. Unser Team aus Produktdesignern und strategischen Beratern kombiniert anspruchsvolles Design und kreative Strategien, um Benutzeroberflächen zu entwickeln und auf den Markt zu bringen, die das Leben der Menschen nachhaltig verändern.
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